Vom 8.-10. Dezember trafen sich Stipendiat*Innen und Aktives des Hamburger und Berliner Copernicus e.V. um in der vorweihnachtlichen Atmosphäre, der schönen Altstadt von Stade gemeinsam über das Thema „Welche Rolle spielt Glaube/Religion in unserer Gesellschaft?“ zu sprechen.

Das Seminarwochenende begann planmäßigen am Freitag mit einem externen Referat der Religionswissenschaftlerin Barbara Janocha, welche uns in die Thematik einführte. Sowohl die Stipendiat*INNen, als auch Aktiven aus Hamburg und Berlin waren überrascht, welche Verquickungen es in Deutschland zwischen Staat und Gesellschaft nach wie vor gibt. Zudem konnte Frau Janocha allen Seminarteilnehmern und -Teilnehmerinnen vermitteln, welche enorme Relevanz das Thema in Deutschland grade in Bezug auf die Zuwanderung in Gesellschaft, Politik und Bildungswesen mit sich bringt.

Somit konnten schnell die ersten spannenden Diskussionen angestoßen werden. Fragen blieben zu diesem Zeitpunkt nicht unbeantwortet. Da jedoch die Zeit unserer Referentin begrenzt war, beschlossen wir kurzum, die klärenden Gespräche beim gemeinsamen Abendessen in der Jugendherberge fortzusetzen. Dies sorgte mitunter für eine locker, aufgeschlossene Atmosphäre, bei welcher Hemmnisse und Zurückhaltung keine Rolle spielten, umso erfreuter zeigte sich auch unsere Referentin über das große Interesse an ihrem Vortrag und der Thematik.

 

Nach der gemeinsamen Stärkung zum Abendbrot folgten etwaige Kennenlernspiele um Berliner und Hamburger miteinander näher bekannt zu machen. Dabei wurde viel miteinander gescherzt und gelacht, so dass man sich von Beginn an verbunden und willkommen fühlte.

Um die neu entstandenen Bekanntschaften/Freundschaften zu festigen entschloss man sich kurzum anschließend zu einem gemeinsamen Weihnachtsmarktbesuch in die Stader Altstadt aufzubrechen. Gestärkt und entspannt fand der erste Abend sein Ende nach zahlreichen Gesellschaftsspielen in einer nunmehr vertrauten Runde.

 

Samstag sollte der eigentliche Seminartag werden, an dem man genug Zeit haben würde, um sich der Thematik in Gänze zu widmen. So startet der Tag bereits mit einem frühen gemeinsamen Frühstück gegen 8Uhr, bei welchem man die Gesellschaftsspielergebnisse vom Vorabend auswertete und erste Gespräche über die Spezifika der einzelnen Kulturunterschiede besprach.

Eine pädagogische Übung zu Toleranz und selbstkritischen Denken geleitet durch den ehemaligen Vorstand und mittlerweile langjährigen Aktiven Dawid Noch, gab den inhaltlichen Startschuss zu einem mit Vorfreund erwarteten Seminartag. Sensibilisiert zu Umsicht und Fairness, war es anschließend in der Hand der Stipendiaten mit Hilfe von Kurzpräsentationen auszuführen, welche Rolle Religion/Glauben in ihren Heimatländern sowie gesellschaftlichem Umfeld spielt. So lernten alle Teilnehmer*Innen die kulturellen Besonderheiten von Belarus, der Ukraine und Armenien kennen. An den darauf folgenden langen Podiumsdiskussionen und Fragerunden war das Interesse deutlich spürbar.

Um jedoch aufzuzeigen, dass es die Relevanz von Religion im Verhältnis zu Staat und Gesellschaft nicht nur in Osteuropa, sondern auch vor unsere Haustür, in Deutschland gibt, widmeten wir uns einem Rollenspiel mit Bezug auf eine gesellschaftlich umstrittene Debatte.

 

Darf einen kirchlicher Krankenhausträger eine medizinisch notwenige Behandlung aus religiösen Gründen ablehnen?

 

Vorangegangen war eine Debatte aus dem Jahr 2013 zwischen Politik/Interessensverbänden, Ärztegewerkschaften und katholischer Kirche, welche um eine Abweisung eines potenziellen Vergewaltigungsopfers durch katholische Krankenhäuser im Erzbistum Köln drehte.

Nach langer Recherche in Gruppenarbeit Positionierten sich die zugelosten Parteien und fanden sich in einer Talkshowsituation (Fishbowl Diskussionsmethode) zusammen um Ihre Meinungen zu vertreten.

Man merkte schnell, wie schwer es doch ist aus der eigenen Rolle zu schlüpfen. So merkte beispielsweise unser Jura-Student Viktor, dass man sich dem Thema nicht nur über die einschlägige Gesetzgebung nähern dürfte, sondern man als „Vertreter einer Ärztekammer/-gewerkschaft“ auch medizinische Fakten und moralische/ethnische Grundsätze betrachten müsse.

Auch den anderen Teilnehmer*innen wurde klar, wie schwierig es ist, sich in fremde Denkmuster zu versetzten und andere Ansichten zu vertreten. Zudem merkte man wie schwierig es ist bei konträrer Interessenslage bzw. ethischen Grundeinstellungen zu einem gemeinsamen Konsens zu gelangen. (Erinnerte einige etwas an „Jamaika“-Sondierungsgespräche)

 Trotz hitziger Debatte blieb der Umgang der einzelnen Parteien miteinander stets sachlich, tolerant und fair. Was sich auch in der gemeinsam sachlich geführten Auswertungsrunde zeigte, welche doch zum Nachdenken anregte.

Trotz des straffen Zeitplan und der teilweisen sehr hitzigen Diskussion fanden wir noch Zeit am Abend gemeinsam erneut den Weihnachtsmarkt zu besuchen und das geschehene bei einem Glas Glühwein zu reflektieren.

Welche Freude alle Stipendiat*innen und Aktiven am Diskutieren mittlerweile entwickelt haben, zeigte sich zu späterem Zeitpunkt auch in ausschweifenden Gesprächen zum kritischen Hinterfragen von Spielregeln bei einer Vielzahl unserer abendlichen Gesellschaftsspiele die zwar anscheinen international bekannt aber dennoch unterschiedlich ausgeführt werden können.

Am Ende fand sich aber stets ein Konsens, was wiederum aufzeigt, das kulturelle Unterschiede mit Toleranz und fairem Umgang zu einem Mehrwert für Alle führt.

 

Ein großer Dank geht an dieser Stelle an unsere Organisatoren Alex und Dawid für das gemeinsame Wochenende und an unsere Stips sowie Aktiven für die tolle Mitarbeit.