04.01.2019-06.01.2019 im Haus Warwisch

 

„Inklusion leben durch Teilhabe von Menschen mit Behinderung“

 

Das Wochenendseminar, dass jedes Semester von Copernicus durchgeführt wird, und bei dem sich die Berliner und Hamburger für ein Wochenende treffen, stand dieses Mal im Zeichen der Inklusion. 

Dabei beschäftigten wir uns mit der Fragestellung, wie die Teilhabe von Menschen mit Behinderung gewährleistet werden kann und welche Barrieren hierfür zu überwinden sind. Was wir über die historischen Ereignisse beim Wochenendseminar gelernt haben, muss hier nur kurz zusammengefasst werden:

 

In Kleingruppen widmeten sich zunächst alle Seminarteilnehmer*innen der Recherche und Sichtung von Materialien über den Umgang zu Menschen mit Behinderung vor (1900-1933), während (1933-1945) und nach dem Nationalsozialismus in DDR/BRD (1945-1994). Dabei ließ sich ein permanenter Wandel im Umgang zu Menschen mit Behinderung innerhalb der deutschen Gesellschaft sowie zum Staat feststellen. Wurden beispielsweise durch den Ersten Weltkrieg entstellte Menschen als „Invalide“ umsorgt und gesellschaftlich akzeptiert, so stellte sich, durch die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus, ein politisches Umdenken im Lande ein. Ausgrenzung und Verachtung, die meist in Aufenthalten sowie Hinrichtungen in Konzentrationslagern, mündeten. In den Folgejahren schaffte man schließlich mehr und mehr die Einbindung von Menschen mit Behinderung in die Nachkriegsgesellschaft, sei es wie in der ehemaligen DDR durch Arbeit in Produktionsbetrieben oder durch die Gewährung von mehr Rechten sowie der Hilfestellung auf dem Weg zur Inklusion in der BRD.

 

Den gesellschaftlichen Kontext vor Augen stellten sich unsere Stipendiat*innen und Aktive den Barrieren und Stigmata der Gegenwart. Durch zahlreiches Film- und Bildmaterial, bekamen alle Teilnehmenden einen ersten Einblick in die Alltagswelten von Menschen mit Behinderung. Daraus folgten spannende Diskussionen über Berührungsängste, Vorurteile aber auch Themen wie sexuelle Bedürfnisse von Menschen mit geistiger Behinderung und die Auslebung dieser wurden angesprochen. Da die Toleranz im Hinblick auf das Seminarthema großgeschrieben wurde, widmeten wir uns, unter der Leitung des ehemaligen Hamburger Vorstands Dawid Noch, Übungen welche die Zielsetzung hatten, vorgefestigte Denkmuster zu überwinden, um unvoreingenommen auf Menschen zu zugehen. Ob dies den Teilnehmenden gelingen würde und die Übungen Erfolge erzielt haben, testeten wir am Folgetag, in der Begegnung mit unserem mehrfachschwerstbehinderten Referenten Pele, der von seiner Mutter Kerrin Stumpf (Leiterin des Betreuungsvereins bei Leben mit Behinderung) begleitet wurde. Den Beiden wurde ein warmer und herzlicher Empfang aus unsere interkulturellen Gruppe bereitet und es viel am Ende schon fast schwer Pele wieder gehen zu lassen, nachdem er so gut aufgenommen wurde.

 

Vor allem unsere Stipendiat*innen waren unendlich dankbar für diese Erfahrung, da in ihren Heimatländern Menschen mit Behinderung im alltäglichen Leben kaum präsent sind. Wie alle Teilnehmenden des Seminars aus den Ausführungen der einzelnen länderspezifischen Referate über Turkmenistan, Usbekistan, die Ukraine und Belarus erfuhren. Um dies auf lange Sicht ändern zu können und Inklusion in den Heimatländern festigen zu können, widmeten wir uns den Alltagsbarrieren die es noch gibt, aber gilt abzubauen. Nach einem gemeinsamen Brainstorming in Kleingruppen zeigten die Teilnehmenden auf, welche Barrieren existieren und entwickelten Lösungsansätze für deren kurzfristige, mittelfristige und langfristige Beseitigung.

 

 Das erlebte und gehörte krönte am letzten Seminartag der Besuch des Dialoghauses in der Hamburger Speicherstadt. Hier hatten die Teilnehmenden für 2h die Möglichkeit, in die Lebenswelt eines taubstummen Menschen einzutauchen. Nach vielen wortreichen Diskussionen in den zurückliegenden Tagen galt es jetzt rein wortlos zu kommunizieren. Das Erlernen von Gebärdensprache, war für alle eine willkommene Abwechslung und zeigte gleichzeitig auf wie wenig wir selbstverständliches im Alltag hinterfragen. Spätestens beim Versuch des Lippenlesens wurde so manchen klar, dass zu Hören ein wertvolles Geschenk darstellt. Mit geräuschlosem Applaus in Gebärdensprache bedankten sich alle Teilnehmenden beim Team des Dialoghauses für diese unvergesslichen Einblicke. Und somit endete das Wochenendseminar in Stille und Andacht.

 

 

Unser Dank gilt den Organisatoren Alexander Schmelzer und Dawid Noch, sowie Kerrin und Pele Stumpf für den Gastvortrag.