Das Thema war aktuell, aber auch schwierig. „Der Terror in unserem Leben – was Terrorismus mit uns macht“. Nach den Anschlägen in Ansbach, Würzburg, München, Nizza, Paris und der Türkei kommt Europa einfach nicht zur Ruhe. Gefühlt knallt es überall zu jeder Zeit. Unsere drei Stipendiat_Innen Maryna (Belarus), Nadja (Bosnien-Herzegowina) und Aleksandre (Georgien) erzählten uns von ihren Erfahrungen, bzw. den Erfahrungen ihrer Heimatländer mit Terrorismus.

Maryna berichtete von einem Bombenanschlag in der Minsker U-Bahn, der von zwei – der offiziellen Berichterstattung nach Oppositionellen – Männern begangen wurden. Diese wurden nach ihrer Festnahme hingerichtet. Belarus ist das einzige Europäische Land, in dem die Todesstrafe erlaubt ist und auch durchgeführt wird. Trots dieses Anschlags herrscht in Belarus keine besondere Angst vor Terroranschlägen, insbesondere nicht vor islamistisch motivierten Anschlägen, was sicher damit zusammenhängt, dass es kaum Zuwanderer im Allgemeinen gibt.

Auch Nadja bestätigte, dass die Angst vor Terrorismus in Bosnien-Herzegowina nicht besonders ausgeprägt ist. Was weniger damit zusammenhängt, dass es nicht passieren könnte, als viel mehr, dass die Menschen durch die Kriegserfahrungen es „gewohnt“ sind, dass jederzeit etwas passieren kann. So zumindest vermutete es Nadja. Interessanterweise berichtete sie von einem Terrorakt in der Nähe ihrer Uni in Sarajevo, wo sich auch die Amerikanische Botschaft befindet. Ein mit Maschinengewehr bewaffneter junger Mann postierte sich vor der Amerikanischen Botschaft und schoss in die Luft unter „Allahu Akbar“-Rufen. Was zunächst höchst dramatisch klingt, verdreht sich später etwas grotesk ins Lustige, denn Nadja erzählte: „Während der Typ da so stand, hat er uns Studierende, die da standen, noch nett gegrüßt. Er griff niemanden an. Man konnte sehen, dass er es nicht darauf angelegt hatte, uns weh zu tun.“ Da der Mann mit seiner Waffe auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Botschaft stand und nicht direkt angriff, konnten auch die US-Sicherheitsbeamten nicht viel machen – er befand sich ja nicht auf amerikanischem Boden. Auflösung der Geschichte: der junge Mann war tatsächlich von Jihadisten bezahlt worden, die amerikanische Botschaft anzugreifen. Im Gegenzug wurde dem aus ärmlichen Verhältnissen stemmenden verheirateten Mann und Vater mehrere Kinder versprochen, dass sich um seine Familie gekümmert würde. Er würde später festgenommen und zu einer langjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Glücklicherweise gab es nur einen leicht verletzten Polizisten. Sonst entstanden keine Personen- oder Sachschäden.

Aleksandre berichtete aus Georgien vor allem aus einer Region im Norden, die direkt an Tschetschenien grenzt. Über viele Jahre hatte die Georgische Regierung die Kontrolle über die Region verloren. So sammelten sich dort immer wieder tschetschenische Kämpfer und auch Terroristen zur „Ausbildung“. Viele dieser ehemaligen Millitärangehörigen und heutigen Söldner kämpfen mittlerweile für den IS. Gesicherte Zahlen sind kaum zu bekommen, Aleksandre schätzt aber, dass mehrere hundert georgische Kämper für den IS aktiv sind. Mittlerweile scheint die Georgische Regierung die Kontrolle über das Gebiet zurück zu erlangen.

Interessanterweise berichteten alle drei Stipendia_Innen, dass sie, bevor sie nach Deutschland kamen, vor allem hier die Gefahr für Terroranschläge recht hoch eischätzten. So vermitteln die Massenmedien in den jweiligen Ländern ein eher düsteres Bild von Mittel- und Westeuropa. Erfreulicherweise konnten alle drei diesen negativen Eindruck ablegen und fühlen sich in Deutschland und Hamburg sehr sicher.

Möge es so bleiben für uns alle.