In diesem Semester stand das Wochenendseminar unter dem Thema „Hate Speech erkennen und begegnen“. Dazu haben sich Stipendiat*innen und Aktive am 20. und 21. März 2021 digital über Zoom getroffen. Das Seminar war in zwei Teile eingeteilt, am ersten Tag war das Thema Diskriminierung im Allgemeinen, am zweiten dann Hate Speech im Speziellen.

 

Am ersten Tag haben wir uns also zunächst dem Thema Diskriminierung gewidmet: Was genau verstehen wir unter Diskriminierung und wie „funktioniert“ sie? Ausgehend vom fiktiven Beispiel eines homosexuellen Fußballers, der nach seinem Outing vom Trainer nicht mehr in die Startformation aufgenommen wird, haben die Teilnehmenden begonnen, in einer Art Brainstorming der Diskriminierung in diesem Fall genähert. Dabei stießen die Teilnehmenden auf verschiedene Aspekte einer Definition von Diskriminierung. So wurde Diskriminierung am Ende als ungerechtes politisches und/oder soziales Machtverhältnis definiert, welches eine Person (oder Gruppe von Personen) aufgrund von gesellschaftlichen Kategorisierungen und Merkmalen benachteiligt werden. Gerade unter dem Aspekt „gesellschaftliche Kategorisierung“ entwickelte sich eine spannende und aufschlussreiche Diskussion, in denen die Stipendiatinnen und Stipendiaten vor dem Hintergrund ihrer Heimatländer zu sehr unterschiedlichen Auffassungen darüber kamen, wie sich Diskriminierung durch Sprache ausdrückt. 

 

Um den vielfältigen Eindrücken der Gruppe gerecht zu werden, haben wir in einem zweiten Teil des ersten Tages anhand von Karikaturen, kurzer Textausschnitte und Videos diskutiert. Ziel war es außerdem auf unterschiedliche Formen von Diskriminierung einzugehen, die neben individueller Diskriminierung auftreten. Dazu zählen vor allem institutionelle und strukturelle Diskriminierung. Zum Ende des ersten Tages haben wir uns so die einzelnen Komponenten der Definition erarbeitet. 

 

Der zweite Tag des Seminars war dann ganz dem Thema Hate Speech gewidmet. Durch die Einführung zum Thema Diskriminierung vom Tag zuvor hatten sich die Teilnehmenden bereits einen ersten Überblick machen können, der für den weiteren Verlauf hilfreich war. Unser Referent Jörg Renè Hundsdorfer, der uns über die Amadeu-Antonio-Stiftung vermittelt wurde, hat in seinem drei-stündigen Webinar alles rundum Hate Speech im Netz und den praktischen Umgang damit abgedeckt. Für diejenigen Leser*innen, denen der Begriff Hate Speech, oder Hassrede, noch nicht so bekannt ist: Hate Speech wird als sprachlicher Ausdruck von Hass definiert, der auf die Verunglimpfung einzelner Bevölkerungsgruppen abzielt. Dabei ist Hate Speech im Internet vor allem durch Diskriminierung und gewalttätige Sprache geprägt, ruft aber teilweise auch direkt zu Gewalt gegenüber einer Bevölkerungsgruppe auf. Wichtig zur Einordnung ist außerdem, dass Hate Speech kein reines Online-Phänomen darstellt, sondern vielmehr ein Ausdruck gesellschaftlicher Ressentiments ist. 

 

Danach wurde anhand von Beispielen erläutert, wo die Grenzen zur Strafbarkeit verlaufen. In Bezug auf die deutsche Rechtsprechung ist dies unter anderem in Kontexten von Holocaustleugnung und direktem Aufruf zur Gewalt deutlich. Es wurde noch praktischer: Anhand einiger Beispiele wurde abgefragt, wie die Teilnehmenden mit einem Hate Speech Beitrag umgehen würden. Was sollte man direkt zur Anzeige bringen, was besser beim Betreiber der Website melden? Und wann lohnt es sich, sich aktiv in die Diskussion zu begeben? Letztere wurde in einer Schreibübung noch weiter vertieft. 

 

In dieser Schreibübung hatten die Teilnehmenden die Aufgabe sich über verschiedene Padlets zu konkreten Aussagen oder Bildern, die als Hate Speech verstanden werden, zu positionieren. Dabei haben die Teilnehmenden über die Zeit ihren eigenen Umgang entwickelt: Wann reagiere ich mit Solidarität gegen über den Angegriffenen? Wann „lohnt“ es sich, in eine inhaltliche Diskussion einzusteigen? Oder anders gesagt: Wann mache ich Hate Speech sichtbar, indem ich den Beitrag einordne und mich so inhaltlich positioniere, und wann liegt mein Fokus mehr darauf, den Betroffenen zur Seite zu stehen?

 

Der zweite Tag schloss dann nach dem Ende des Webinars mit einer Feedbackrunde, in der das Seminar nochmal Revue passiert lassen wurde. Wenngleich das Seminar digital stattfinden musste und so natürlich der entspannte Umgang zwischen den Seminareinheiten ausblieb, ergab sich durch ein gemeinsames Pub-Quiz am Samstagabend sowie vielen sehr lebhaften Diskussionen eine angenehme Stimmung und erfolgreiches Seminar!

 

Lukas Sparenborg