Ich weiß, ehrlich gesagt, gar nicht, wo ich anfangen soll, weil dieses Semester ein besonderes Semester war. Einerseits bin ich in der Stadt, von der ich jahrelang geträumt habe, andererseits konnte ich das Spazierengehen nur in der Maske genießen, nur draußen essen, kein Universitätseintritt und weiter und weiter… ich hatte keine Zeit zu meckern, man musste handeln.

Den Oktober habe ich versucht, maximal mit unterschiedlichen Veranstaltungen auszufüllen. Andere Stipendiaten und ich haben zusammen Lübeck und Lüneburg besucht, Museum der Geschichte, die Stadtgalerie und ein paar andere Orte. Ein weiteres Abenteuer war für mich auch die deutsche Bürokratie: Bankkonto, Krankenversicherung, Anmeldung. Während dieser Prozesse habe ich mich wie ein Business women mit tausend Mappen und Papieren gefühlt.

Meine Gastfamilie hat mich überzeugt, ein Fahrrad zu mieten, obwohl das Fahrradfahren mich nie besonders begeistert hat. Nach einer Woche konnte ich mir mein Leben ohne dieses nicht mehr vorstellen. Wir haben im Laufe meines Aufenthaltes oft Ausflüge gemacht und sind mit dem Fahrrad an der Alster gefahren.

Im November hat das Studium begonnen. Ich konnte mich sehr lange nicht entscheiden, welche Fächer ich wählen möchte. Alles war sehr verlockend und spannend, aber dann haben doch Statistik, die empirische Wirtschaftsforschung, das quantitative Risikomanagement, Customer Relationship Management  und E-Business überwogen. Ich habe mich auf jeden Unterricht gefreut, ich habe stundenlang Zusammenfassungen gemacht, in der Bibliothek immer mehr Bücher geliehen.

Leider mussten wir unsere Prüfungen auch digital ablegen und daher habe ich nicht so gut abgeschnitten wie geplant. Aber gerade in Deutschland habe ich verstanden, wie wichtig KENTNISSE und nicht Noten sind. Sogar was ich schon mehrmals in meiner Heimatuniversität  hatte, habe ich in der Universität Hamburg von einer neuen Seite für mich entdeckt und tiefergehende Aspekte erfahren.

Mein Zimmer habe ich scherzhaft „mein Bunker“ genannt. Das war so gemütlich, dass ich absolut alles darin gemacht habe, obwohl ich das ganze Haus benutzen durfte. Meine Gastfamilie hat sich sehr viele Mühe gegeben, dass ich mich wohl fühle. Wir haben jeden Abend zusammen gekocht (deutsch, chinesisch, russisch, italienisch), am Abend habe wir gemeinsam deutsche Krimiserien geschaut oder wir konnten stundenlange Diskussionen über alles Mögliche führen,  auch habe ich meinen Gasteltern Durak (ein russisches Kartenspiel) und ein paar russische Phrasen beigebracht. Besonders hat mich gefreut, Weihnachten zusammen zu feiern. Alle Traditionen (Essen, Singen, Schmücken), die ich nur in Büchern und Filmen gesehen habe, wurden für mich zur gelebten Realität.

Tagsüber habe ich Sport gemacht oder bin in Parks spaziert. Ich mag sowieso Bewegung, aber in Deutschland ist es wirklich verrückt, gefühlt jeder Zweiter joggt entweder oder treibt Gymnastik an der frischen Luft. 

Vielen Dank an Copernicus, FRoSTA und meine Gastfamilie für die Chance, ein anderes Leben kennenzulernen!