Vergangene Woche Donnerstag: es war mal wieder Länderabend in Hamburg. Und was für ein schöner! Zwei tolle Vorträge über die zwiespältigen Gefühle der Slowenen gegenüber der EU und über die Erinnerungskultur in Georgien machten den Abend kurzweilig. Anschließend klönten die Stips und Gäste beim gemeinsamen ungarisch/polnischen Buffet und einem Glas Wein.
Mojca aus Slowenien erklärte die Skepsis der Slowenen mit der EU. Obwohl Studien darauf hinweisen, dass wirtschaftlich und politisch vieles besser geworden ist und die Slowenen im Glücklichkeits-Index sehr hoch stehen, hadert das Volk mit der EU und der neuen Zeit. Zusammenhalt wird vermisst, soziale Kälte bemängelt. Zwar geht das nicht so weit, dass es ernsthafte Stimmen gibt, die aus der EU und dem Euro rauswollen – aber die Euphorie lässt nach.
Der zweite Vortrag kam von Mikheil aus Georgien, den die Frage umtrieb, wie sein Land mit der eigenen Geschichte umgeht. So teilte er die Erinnerungsarbeit der Neuzeit in zwei Phasen: Ende der 80er Jahre bis in die 2000er war die Phase des Vergessens. Viele Straßen und Plätze wurden umbenannt: wo vorher noch ein Leninplatz war oder eine Karl-Marx-Straße war, so sind diese heute nach georgischen Dichtern und Denkern benannt. Auch sowjetische Symbole und Statuen wurden sukzessive abgebaut oder zerstört. Georgien wollte viel Abstand zwischen sich und der sowjetischen Vergangenheit. Ab den 2000er Jahren wurde die eigene Geschichte dann neu erzählt, es wurden neue Museen und Ausstellungen eröffnet, auch neue Statuen gebaut. Ob das alles gut und richtig war, konnte und wollte Mikheil nicht beantworten – trotzdem erinnerte der georgische Umgang mit der Geschichte nicht zuletzt auch an Deutschlands eigenen Weg nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Fall der Mauer. Da waren „Vergessen“ und „neu erzählen“ auch nicht ganz unüblich.
Alles in allem ein wirklich schöner Abend mit den Stips, Gastfamilien und Besuchern. Im Oktober gibt es dann schon den Begrüßungsabend mit den neuen Stipendiaten. Genaue Termine werden noch bekannt gegeben.