„Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Yuliia Sokolova…“ (genau, mit „Y“ und doppel „i“). Mit diesen Worten fing meine Copernicus-Story an. 

 

Eine humorvolle Story, ein spannender Thriller, eine Liebesgeschichte und vor allem einer der wichtigsten Meilensteine meines Lebens. Doch nun alles im Detail.

Alle Deutschlernenden und Muttersprachler kennen bestimmt folgendes Sprichwort: „Aller Anfang ist schwer“. Bei mir hat es ausnahmslos funktioniert. Oje, jetzt kommt eine dieser traditionell ermutigenden Geschichten, die im Endeffekt kaum trösten können, wenn man eine Absage in der Mailbox sieht. Aber ich setze es mir nicht zum Ziel, jemanden zu überzeugen, dass meine Erfahrung wissenswert oder besonders ist. Ich will einfach davon erzählen und wer weiß, vielleicht gibt noch jemand nicht auf.

 

Als ich mich zum ersten Mal fürs Copernicus-Stipendium beworben hatte, bekam ich leider eine Absage. Genauer gesagt, die erste große Absage. Wie war meine Reaktion? Ich habe nichts zu verbergen – das war eine Katastrophe und ich war selbstverständlich total enttäuscht. Meine Chance (kann sein, die Einzige überhaupt), ein Auslandssemester in Deutschland zu machen, war hoffnungslos verloren. Ehrlich gesagt, wollte ich mich nicht mehr bewerben und ich habe es mir gar nicht vorstellen können, wie man sich nach so einer Absage überhaupt nochmal bewerben kann. Das ist ja aufdringlich! Frech! Einmal nein, immer nein. Was für ein Quatsch! Trotz all meiner Gedanken und Zweifel habe ich die Entscheidung getroffen, mich wieder fürs Program zu bewerben. Innerhalb von fünf Monaten war meine langersehnte Zusage schon mal im Sack. Das Leben ist halt so, dass nicht alles beim ersten Versuch klappt (weiterhin prüfe ich diese Hypothese noch vielmals). Also, immer Kopf hoch!

 

Wie ging es weiter? Nur Vorfreude, ein bisschen Stress mit den Prüfungen an meiner Heimatuni und endlich eine angenehme Reise nach Hamburg – warme, sonnige Stadt an der Elbe. Moment! Hier stimmt was nicht… Und zwar meine Reise war nicht so leicht, wie ich dachte. Die Rollen von meinem unheimlich schweren Koffer waren plötzlich kaputt. Ich kann mir kaum vorstellen, was gewesen wäre, wenn mich der Vorstand von Copernicus, Rudi, nicht vom Flughafen abgeholt hätte. Dann hätte ich vielleicht alleine Powerlifting ausgeübt. Als ich angekommen bin, war das Wetter tatsächlich sehr schön und ich hatte sogar keinen Regenschirm mit. Diese Entscheidung habe ich aber paar Tagen später bedauert. Kleiner Tipp: ein Regenschirm ist in Hamburg ein Muss!

Während der ersten Woche in einer neuen Umgebung, außerhalb meiner Komfortzone, habe ich echt viel Stress erlebt: all die Anmeldungen, die ersten Tage an der Uni, umständliche Versuche neue Kontakte zu knüpfen und Unwilligkeit morgens mein Zimmer zu verlassen. Klingt nicht besonders attraktiv, oder? Aber der Sinn des Copernicus-Stipendiums ist auf keinen Fall eine schmerzhafte Erfahrung im Ausland. Copernicus ist vor allem Spaß und ich kann das am eigenen Beispiel beweisen.

 

Ein wichtiger Teil des Programms ist das Leben in einer Gastfamilie. Probleme im Studium oder mit der Praktikumssuche? Oder vielleicht mit dem Koffer? Eine ausführliche Beratung zu allen Fragen hat mir meine Gastfamilie gegeben. Ich möchte ganz herzlich Familie Bieback für dieses unvergessliche Sommersemester danken. Es war mir eine Ehre Sie kennengelernt zu haben und ich kann sicher sagen, dass unsere Gespräche über alles Mögliche und Ihre Gastfreundlichkeit für immer in meinem Gedächtnis und in meinem Herzen bleiben. Während des Semesters habe ich mir immer wieder dieselbe Frage gestellt: „Warum nehmen die Gastfamilien bei sich Studenten aus dem Ausland auf?“. Darüber habe ich mit vielen Gastfamilien diskutiert und nur von der Familie Bieback habe ich die Antwort bekommen, die mein Interesse befriedigt hat. Alles ist ganz einfach und gleichzeitig kompliziert: wenn es dir gut geht, dann teile es mit jemandem… Es gibt noch viele Dinge, die ich von meiner Gastfamilie gelernt habe: wie man mit den Nachbarn umgeht, wie man sorgfältig und ordentlich Urlaub plant und das Wichtigste – wie man einen köstlichen Obstsalat aus Pfefferminze, Melone und Brombeeren machen kannJ

 

Eine andere und auch sehr wichtige Seite des Copernicus-Programms ist das Studium an der Universität Hamburg. Die Uni Hamburg ist nach diesem Semester zu meiner zweiten Heimatuni geworden. Freundliche Atmosphäre herrscht hier überall, egal ob im Gespräch mit den Professoren, während der Mittagspause in einer der drei verschiedenen Mensen, oder am Sonntagvormittag in der Bibliothek. Selbst der Lernprozess ist so gut aufgebaut, dass man niemals vor der Klausurphase Stress hat. Alle Kenntnisse, die ich hier erlernt habe (vor allem in Marketing und Consumer Behavior) sind sehr praxisnah und es hat richtig viel Spaß gemacht, sowohl die Vorlesungen zu besuchen, als auch an den Übungen teilzunehmen. Was ich auch betonen möchte, ist eine riesig große Auswahl an Fächern, öffentlichen Vorlesungen und die Aktivitäten für Studenten. Ich habe persönlich an einem Karriere-Event (Hamburg Company Tour) teilgenommen, währenddessen ich einen Einblick in die Arbeit von Unilever, Johnson&Johnson und OTTO bekommen habe. Außerdem wurden gerade in Vorlesungen Praxis-Vorträge von Metro Group, Werbeagentur Pilot und EDEKA organisiert. Also, das Studium an der Uni Hamburg war wie erwartet spannend und dazu auch noch sehr praxisorientiert. Eine extra Möglichkeit, eine deutsche Firma kennen zu lernen, habe ich auch während der Hauptversammlung von Frosta AG bekommen. Dafür bin ich dem Aufsichtsratsvorsitzenden und meinem Förderer Herrn Ahlers sehr dankbar.

 

Wie gesagt, Copernicus hat viele Seiten. Um noch eine zu entdecken, habe ich mehr als 20 Bewerbungen geschickt. Keine Angst! Praktikumssuche ist Glücksache. Manche finden sofort einen Praktikumsplatz, aber bei mir hat es ein bisschen gedauert. Mein zweimonatiges Praktikum habe ich an einem Hamburger Unternehmen gemacht, wo ich meine Russisch-, Englisch- und selbstverständlich Deutschkenntnisse sehr aktiv geübt habe. Aber was für mich wirklich eine große Rolle gespielt hat, war die Atmosphäre im Büro. Das war sicherlich kein Unternehmen, sondern eine Familie.

 

Nun ist, glaube ich, die Zeit langsam Schluss mit meinem Bericht zu machen. Was hat mir Copernicus außer den Erfahrungen noch gegeben? Ich glaube, das Wichtigste: Copernicus hat mir die Möglichkeit gegeben, Herrn Ahlers, Karl-Jürgen und Helga Bieback, Rüdiger, Nastja, die ganze Copernicus-Familie, meine lieben Stips SoSe2017 Kristina, Kseniia und Mohamed kennenzulernen. Vielen Dank euch allen für diese unvergesslichen 6 Monate in der Hansestadt Hamburg!