Einführung
Liebe Freunde,
ich will euch über mein Leben in Deutschland erzählen. Im Laufe meines Aufenthaltes in diesem Land habe ich viel Neues gelernt und viele neue gute Menschen kennengelernt. Deutschland zu erreichen war für mich eine große Herausforderung, in der Corona-Zeit gab es fast keine Verbindungen zwischen Kasachstan, besonders aus meiner kleinen Stadt Aktau, und Deutschland. Mit meiner Mutter mussten wir zwei getrennte Tickets kaufen, um nach Hamburg zu fliegen. Ich will schon im Voraus sagen, dass wir zweimal das Geld für Tickets ausgegeben haben, denn einige Länder wie Ungarn oder Polen konnten alle Verkehrsverbindungen zumachen und, dadurch wurde Teil meiner Strecke nach Deutschland abgelehnt. Fluggesellschaften haben uns abgesagt, die Rückzahlung zu leisten, weil man nicht beweisen konnte, dass ich nach Hamburg fliegen wollte. Das zweite Problem war mit dem Konsulat Deutschlands verbunden, ich habe vorher das Visum nach Deutschland für Austauschsemester im März 2020 erhalten, aber dieses Mal habe ich auf das Visum knapp eineinhalb Monate gewartet, deswegen kam ich also später als geplant an und verlor mein Ticketgeld wieder. Ich empfehle euch sich immer nach dem Erhalten des Visums um die Tickets zu kümmern. Mutti hat mir das Ticket über Istanbul gekauft, aber ich hatte von einem Flughafen zum einen anderen knapp 80 km zu fahren… Gott sei Dank, gab es eine Möglichkeit mit dem Bus zu fahren. Da ich aber den Fahrplan nicht wusste, musste ich in Istanbul auf dem Bus 6 Stunden warten.
Meine Gastfamilie
Meine Gastmutti hat mich beim Ausgang getroffen. Sie erzählte, dass sie beim ersten Treffen in meinen Augen die Erleichterung gemerkt hat. Das stimmt! Es hat mich sehr gefreut, dass ich mich nicht allein mit meinen Schwierigkeiten auseinandersetzen soll. Zuerst war ich sehr aufgeregt, weil meine Reise nach Deutschland sehr kompliziert war, meine Gasteltern haben mir immer geholfen, mein Aufenthalt im Land der Wunder angenehmer zu machen. Wir haben viel beim Frühstück, Mittagessen und Abendbrot gesprochen und zusammen die Zeit in der Quarantäne verbracht. Besonders hat mir gefallen, dass wir jedes Missverständnis beim Tisch besprechen konnten, damit keine Probleme unter uns entstehen. Wir haben auch oft Spaziergänge gemacht und neue Ecken Hamburgs entdeckt.
Mein Studium
Das Kennenlernen mit dem Lernprozess an der Uni Hamburg war für mich eine große Geschichte. Man nutzt viele Systeme, sodass ich eine mini-Depression von der Anzahl der ungelesenen E-Mail in Stine, OpenOlat, Commersy, Lecture2Go u.s.w. hatte. Ich konnte nicht verstehen, wozu man so viele Web-Seiten benutzt. Als das Studium begonnen hat und ich die ersten Lektionen besucht habe, fühlte ich mich wie ein Idiot, weil alles neu war und meine Antworten weder Dozent*Innen noch Student*Innen verstehen konnten, ich hatte das Gefühl, dass wir über verschiedene Sachen sprechen. Das kann doch nicht sein! Ich studiere internationale Beziehungen an meiner Universität in Kasachstan, auch wenn man nur an einigen Unis in Deutschland dieses Fach studieren kann. Man denkt, dass internationale Beziehungen und Politikwissenschaft ein und dasselbe ist, jedoch ist es nicht so. Es gibt einen großen Unterschied in den Fächer, die man auswählen kann. Aus meiner Erfahrung, wenn man in der Politikwissenschaft einen Schwerpunkt in der Philosophie hat, hat man diesen Schwerpunkt in den internationalen Beziehungen in der Geschichte. Trotzdem musste ich am Ende 4 Hausarbeiten schreiben und ich habe das geschafft. Tatsächlich hat das Studium an der Universität Hamburg dazu beigetragen, meine Kenntnisse in der Politikwissenschaft zu erweitern und meine Argumentationsfähigkeit zu verbessern. Ich begann, viele Dinge und Prozesse kritischer zu betrachten als zuvor.
Mein Praktikum
Mein Praktikum habe ich am Institut für Friedenforschung und Sicherheitspolitik absolviert. Ich habe das Praktikum Ende November begonnen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Während des Praktikums habe ich mich mit Friedens- und Sicherheitsfragen in Zentralasien beschäftigt, mit Aktivitäten internationaler Organisationen in der Friedensförderung und aktuelle Veröffentlichungen in Fachzeitschriften über Zentralasien studiert. Ein herzliches Dankeschön an meine Praktikumsbetreuerin Anna Kreikemeyer!
Deutschland und ich
Deutsch lerne ich seit der 9. Klasse. Ich studiere an der Deutsch-Kasachischen Universität. Ich habe mich sehr im studentischen Leben meiner Uni engagiert trotzdem war ich nie in Deutschland. Am Anfang dachte ich, dass alles mir sehr bekannt ist, das war aber nicht so: In Deutschland habe ich einen Kulturschock erlebt. Ich hatte das Gefühl, als sei ich Karl Marx und alles um mich herum war sehr revolutionär: Plakaten mit dem Aufruf zur Revolution, sehr linksorientierte Menschen, Rote Flora… Mein Freund Yavuz hat mir erklärt, dass Hamburg in Deutschland einen Name „Rote Bastion“ habe. Alles, was ich gesehen habe, war für mich fremd. Das Problem hat sich mit der Zeit gelöst, mithilfe des Copernicus-Teams, meiner Gastfamilie, sowie meinen Freund*Innen habe ich mich an alles gewöhnt. Mir ist es sogar gelungen, ein bisschen dieses Land zu entdecken, ich habe solche Städte wie Lübeck, Stade, Lüneburg, Wedel, Pinneberg, Bremen, Oldenburg, Westerland, Lyst, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Ratingen, Köln und Heidelberg besucht. Meine Ausflüge waren meistens mit dem Zug. Es ist unbeschreiblich schön, Norddeutsche Wälder im Fenster zu sehen, oder den Rhein entlang zu fahren und die Berge, sowie kleine Städte zu beobachten.
Am Ende will ich mich beim Copernicus-Team und der ZEIT Stiftung für alles bedanken!!!!