Copernicus

„Wenn du dir etwas sehr stark wünschst, wird sogar das Unmögliche möglich. Alle Hindernisse und Türen werden sich vor dir öffnen. Das Wichtigste ist, daran zu glauben und immer vorwärts zu streben.“

…und das ist die reine Realität…

Ich habe mir immer vorgestellt, wie es ist, Medizin in Deutschland zu studieren, zusammen mit Studierenden aus der ganzen Welt Erfahrungen und Wissen zu sammeln, in einem Land, in dem die Medizin immer ein Vorbild ist.

Aber wie das japanische Sprichwort sagt: „Wer sich stark wünscht, nach oben zu kommen, wird sich eine Treppe ausdenken.“ Und genau diese Treppe wurde das Copernicus-Stipendium e.V. Hamburg.

Das Förderprogramm ist, das an mich und mein Potenzial geglaubt hat und mich als Stipendiaten ausgewählt hat, auch als die erste Medizin-Stipendiatin und die Möglichkeit gab, den Traum zu realisieren, den ich schon lange hatte.

Ich erinnere mich an den Tag, als ich eine positive Nachricht von Copernicus erhielt, dass ich dieses Stipendium gewonnen habe. An diesem Tag hatte ich auch einen Uni-Wettbewerb in Mikrobiologie. Bevor der Wettbewerb begann, überprüfte ich meine E-Mails und fand die Antwort von Copernicus. Als ich diese Nachricht las, war ich so glücklich, dass der Wettbewerb für mich bereits unwichtig war. Trotzdem habe ich den ersten Platz gewonnen.

Später habe ich viel darüber nachgedacht, dass dieser ganze Weg nach Deutschland für mich viel schwieriger war als die Bewerbung um das Copernicus-Stipendium und das Gewinnen eines Platzes. Das erste Problem war mit meiner Uni verbunden, bei dem mir mein Copernicus-Buddy Salim Atakhanov sehr geholfen hat. Er hat mich sehr motiviert, um die Zusage des Rektors meiner Universität zu erhalten und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Dann musste ich 2,5 Monate auf mein Visum warten, was auch ziemlich anstrengend war, bis liebe Zarina einen Brief an die Botschaft geschrieben hat. Das letzte Problem kam von meiner Familie, sogar nicht alle Verwandte waren damit einverstanden, dass ich das ganze Semester alleine im Ausland verbringe. Das waren alles Herausforderungen, aber ich habe mich immer wieder überzeugt: Eine Person kann trotz der Probleme, Hindernisse und Schwierigkeiten alles schaffen, wenn sie nur bis zum Ende durchhält. Wie man sagt, kommt am Ende des Tunnels das Licht.

Als ich in Hamburg ankam und alle Mitglieder des Copernicus-Teams kennenlernte, bemerkte und bewunderte ich, wie nett, freundlich, immer positiv und hilfsbereit sie sind.

Am ersten Tag meiner Ankunft holten Zarina und Arsenii mich vom Hauptbahnhof ab, dann sind wir gemeinsam zu Zarinas Wohnung gefahren und ich erinnere mich, wie begeistert und fasziniert ich war, dass ein neues Kapitel in meinem Leben begann. Copernicus hat mir viel gegeben, mehr als ich je geträumt und erwartet hätte.

Universität

Das Studium der Medizin an einer deutschen Uni hat mir großen Spaß gemacht. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist mit rund 14900 Mitarbeitenden eine von zehn größten Unikliniken Deutschlands und besteht aus mehr als 80 Kliniken und Instituten. Den gesamten Unterricht habe ich dort genossen und bewundert, wie modern die Lernmethoden, Technologien und die medizinische Ausstattung sind. Das UKE hat einen anderen Studiengang als den Regelstudiengang meiner Uni, nämlich einen integrierten Modulstudiengang, der mir sehr gut gefallen hat. Ich hatte 2 Module D2 (Geburtshilfe, Kinder- und Jugendheilkunde, Gynäkologie), F2 (Kopf, Neurowissenschaften, Psychiatrie), sowie einen 2nd Track Onkologie/Tumorbiologie. Wir hatten nicht nur Seminare und Vorlesungen, sondern auch Blockpraktika, Unterricht am Krankenbett, problemorientiertes Lernen und Crashkurse. Insbesondere die Blockpraktika und der Unterricht am Krankenbett haben mir gefallen, weil wir viel Zeit mit den Patienten auf den Stationen verbrachten, Anamnesen sammelten, körperliche Untersuchungen durchführten und viele weitere praktische Erfahrungen sammelten. Dadurch konnte ich viele Patienten mit den unterschiedlichsten Erkrankungen sehen, Diagnosen stellen, Behandlungen kennenlernen und Komplikationen erkennen.

Dieses Semester war wirklich intensiv für mich und ich liebe eigentlich diese Intensität in meinem Leben. Oft begann mein Studium um 7:30 Uhr und dauerte bis 17-18 Uhr, und abends hatte ich verschiedene Kurse wie Sonokurse und Tutorien angemeldet, die bis 21-22 Uhr dauerten. Zusätzliche Kurse neben den Hauptveranstaltungen, insbesondere Sonographie-Kurse, waren sehr hilfreich. Dank ihnen kann ich jetzt Ultraschalluntersuchungen aller Organe, Kopf, Hals, Echo und Abdomen durchführen.

Neben dem Medizinstudium habe ich noch 3 Sprachkurse pro Woche an der Uni Hamburg besucht, davon waren zwei Deutschkurse für Wissenschaftler. Manchmal haben mich andere Studenten gefragt, wie ich alles rechtzeitig schaffe. Aber es ist mir sehr wichtig, alle Chancen zu nutzen.

Praktikum (Famulatur)

Zum Glück hatte ich keine Schwierigkeiten, einen Platz für meine Famulatur (so nennt man ein Praktikum für Medizinstudenten) zu finden. Das ist auch meinem Buddy Salim zu verdanken, der mir geraten hat, mich so früh wie möglich zu bewerben. Meine Koordinatorin an meiner Fakultät am UKE, Amke Wildung, hat mir Tipps und Kontakte gegeben, wo ich mich genau bewerben kann. Schon im Juli hatte ich dank ihrer Hilfe einen Platz in der Neurochirurgie am UKE.

In Zukunft möchte ich mich auf Neurochirurgie spezialisieren und während meiner Famulatur am UKE habe ich nicht nur auf der Station Erfahrungen gesammelt, sondern auch viele Operationen am Gehirn und Rückenmark beobachtet.

Täglich begannen wir frühmorgens mit der Visite bei den Patienten, dann schrieben wir Berichte, machten klinische Notizen, übernahmen und nahmen neue Patienten auf. Ich habe auch mit den Patienten viel kommuniziert, Anamnesen gesammelt, neurologische Untersuchungen durchgeführt, Blut abgenommen und Fäden gezogen. Die Assistenzärzte haben mir viele Ratschläge gegeben und mir neue Dinge beigebracht, wie das Ziehen von Fäden und das Entfernen von Drainagen, sowie das Erstellen klinischer Notizen nach System.

Die vier- bis sechsstündigen Operationen am Gehirn mit verschiedenen Tumorentfernungen haben mich inspiriert und dazu gebracht, die Präzisionsarbeit der Neurochirurgen zu bewundern, nachdem ich nicht nur diese Arbeit noch mehr geliebt habe, sondern mich auch dazu berufen gefühlt habe.

Gastfamilie

Einer der wichtigsten Bestandteile meines Aufenthalts in diesem Semester war meine Gastfamilie. Ich hatte das Glück, bei den besten Gasteltern der Welt zu sein – bei den lieben Sabine und Christian Iversen, für die ich ewig dankbar sein werde.

Von meinen Gasteltern habe ich viel Neues gelernt. Jedes Mal, wenn ich grammatikalische Fehler machte, korrigierten sie mich, wodurch ich meine mündliche Kommunikation deutlich verbessern konnte. Für sie war es sehr interessant, alles über mein Land zu erfahren, und ich erzählte auch immer gerne. Dank meiner Gasteltern konnte ich auch viel über die deutsche Kultur, Geschichte, Wirtschaft und Medizin erfahren. Sabine ist sogar Ärztin, und ich genoss es besonders, mit ihr über Medizin zu sprechen. Neben meinem Studium am UKE hat sie mir geholfen, meine Kenntnisse zu erweitern. Wir haben oft über Unterschiede zwischen der Medizin in Deutschland und in Tadschikistan gesprochen, und sie hat mir immer gerne über das Krankenversicherungssystem, die Medizin vor 30-40 Jahren, Krankenhäuser und viele Probleme in der Medizin erzählt. Manchmal haben wir zusammen die Fernsehsendung „Abenteuer Diagnose“ geschaut, in der seltene Krankheitsfälle dargestellt wurden. Jeden Tag während meines Unterrichts am Krankenbett oder während meiner Famulatur habe ich mit Sabine über verschiedene Fälle diskutiert, die ich in der Klinik gesehen habe. Meine Gasteltern hatten immer Antworten auf meine Fragen, und ich war beeindruckt von ihrem Wissen, ihrer Weisheit und ihren Aktivitäten.

Mit Christian haben wir zusammen gekocht, und er hat mir sogar beigebracht, ein entspannendes Hobby zu haben – Modellbau. Ich hatte lange nach einer ähnlichen Feinarbeit gesucht, und der Modellbau erwies sich als die richtige Lösung. Zum Abschied hat er mir einige Modellbau-Kartons geschenkt, damit ich zu Hause weitermachen kann.

Die größte Überraschung meiner Gastfamilie war an meinem Geburtstag, als ich von ihnen selbstgebackenen Kuchen und einen Laptop geschenkt bekam. Während unserer Reise haben wir fast alle Sehenswürdigkeiten gesehen, und am Ende des Semesters haben Sabine und Christian mir Tickets für das weltberühmte Musical „König der Löwen“ geschenkt, was eine sehr angenehme Überraschung war.

Ich möchte mich bei meiner Gastfamilie Sabine und Christian, bei Norbert, Achim und Frau Lüdecke für all ihre Beiträge, ihre Gastfreundschaft, ihre Tipps und ihre Unterstützung bedanken.

Freizeit

Freizeit hat für mich eine große Bedeutung, vor allem durch unsere Freikarte und die Team-Reisen an jedem Wochenende mit Aicholpon, Oliwia, Arsenii und Artyom.

Ein Willkommensgeschenk des Wintersemesters war unsere Freikarte von der Uni Hamburg, mit der wir ganze 4 Monate lang freien Eintritt zu den besten und wichtigsten Museen, Theatern, Opern und Kinos in Hamburg hatten. Die Freikarte hat uns wirklich dabei geholfen, unser Wissen über die Kultur in Hamburg zu erweitern. Zahlreiche Museen wie die Hamburger Kunsthalle, das Museum für Kunst und Gewerbe, das Bucerius Kunst Forum und das Museum am Rothenbaum haben wir so kostenlos besucht. Mit dem Buchungscode dieser Karte konnten wir online viele Theaterkarten bestellen, was uns ermöglichte, 3 Mal in der Staatsoper, dem berühmten Deutschen Schauspielhaus, dem Thalia Theater, der Laeiszhalle und der Elbphilharmonie zu sein. Dank der Freikarte waren wir auch bei Aufführungen wie dem Ballettmeister John Neumeiers Stück „Illusion – wie Schwansee“, das großartig war.

Nicht nur durch unsere Freikarte, sondern auch durch Copernicus und unsere Gastfamilien wurden viele Kulturveranstaltungen organisiert, bei denen wir viele Theater, Kinos und Konzerte im Großen Saal der Elbphilharmonie sowie berühmte Museen wie das Miniatur Wunderland und das Internationale Maritime Museum besucht haben.

Sehr spannend waren auch unsere Team-Reisen, bei denen wir fast jedes Wochenende mit Aicholpon, Oliwia, Arsenii und Artyom unterwegs waren und fast 20 Städte wie Berlin, Hannover, Schwerin, Kiel, Lübeck, Lüneburg, Bremen, Ahrensburg und Stade besucht haben. Das hat immer großen Spaß gemacht, weil wir nicht nur neue Orte gesehen haben, sondern auch viel über unsere Erfahrungen, Interessen und alles über die Welt gesprochen haben, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

Eine der vielen Vorteile des Wintersemesters ist zweifellos die Weihnachtszeit und das Neujahr. Durch unsere Reisen konnten wir auch gemütliche Weihnachtsmärkte in Lüneburg, Lübeck, Ahrensburg und Bremen besuchen, und natürlich haben wir die Magie dieser Zeit auch auf den großen Weihnachtsmärkten in Hamburg erlebt. Dank meiner Gasteltern habe ich auch zum ersten Mal in meinem Leben an einem deutschen Weihnachtsfest teilgenommen, wo die ganze Familie und viele Verwandte zusammengekommen sind. Das war eine wunderschöne Zeit, in der wir gegessen, Weihnachtslieder gesungen und dann mit der spannenden Tradition der Geschenkeausgabe begonnen haben, bei der jeder etwas für den anderen mitgebracht hat…

Diese Zeit mit Copernicus war für mich wie ein großartiges und buntes Abenteuer im Buch meines Lebens, für das ich sehr dankbar bin.

Ich möchte allen Aktiven, liebe Zarina, Nati, Alex, Viktoria, Faina, Rosita, Sonja, Salim, allen Gastfamilien – Sabine, Christian, Norbert, Frau Lüdecke, Achim – und meinen lieben Freunden – Aicholpon, Oliwia, Arsenii, Artyom, Arina, Farit, Dima, Eldaniz, Nastya – sowie meinen Förderern der ZEIT Stiftung Bucerius danken.