Copernicus
“Ich erhoffe mir, dass dieses Jahr das Jahr ist, in dem du dein Leben so veränderst, wie du es heimlich schon immer wolltest. Das Jahr, in dem du erkennst, dass die stillen Träume, die in dir schon so lange ruhen, in Wahrheit ein Echo paralleler Existenz sind – es sind verwandte Geschichten, die erzählt werden möchten, in die du mit Freude eintauchen und aus deinem Kopf in eine konkrete, greifbare Realität verwandeln solltest.“ Diese Worte wurden aus meinem Lieblingsbuch zitiert. Ich hatte sie eines Tages in mein Wunschheft geschrieben. Diese sechs Monate mit Copernicus waren für mich genau das, in dem ich voller Energie in das Leben trat, das schon immer für mich bestimmt war.
Denn durch die Möglichkeiten, die mir Copernicus bot, wurde mir erneut bewusst, dass im Leben alles möglich sein kann und dass Träume die Fähigkeit haben, wahr zu werden. Ich bin mir sicher, dass es ohne die Hilfe von Copernicus und Gasteltern nicht einfach gewesen wäre, sich in einer neuen Stadt einzuleben. Die besondere Organisation unterstützte mich von allen Seiten. Copernicus organisierte immer etwas Spannendes für seine Stipendiaten, sodass es keine Möglichkeit und keine Zeit gab, sich zu langweilen. Um Mitte Mai eine Woche unsere Ferien zu genießen, haben wir eine kleine Tour südlich von Deutschland gemacht, in dem wir die Städte wie Heidelberg, Köln, Frankfurt und Marburg besucht haben. Dann waren wir noch in den märchenhaft schönen Städten wie Flensburg, Lübeck, Berlin, Potsdam und Schwerin. Ich danke vom Herzen allen, besonders an die Aktiven vom Copernicus, ohne sie wäre es nicht ganz leicht in diesen 6 Monaten so vieles besichtigen zu schaffen.
Kinoabende, Spaziergänge durch die faszinierenden Straßen von Hamburg, Konzertbesuche in der Elbphilharmonie sowie Wochenendtrips ins Alte Land und nach Helgoland fand ich wunderschön. Wenn Norbert dabei war, hatte ich die Gelegenheit, noch mehr über diese Orte zu erfahren. Ich danke Norbert noch einmal von Herzen dafür, dass wir interessante und informative Gespräche geführt haben, in denen ich viele hilfreiche Tipps bekommen habe. Ich möchte mich auch bei Achim und Norbert für ihre nette Gastfreundschaft bedanken. Bei Achim hatten wir sogar die Möglichkeit, eine Fahrradtour in der grünen Natur zu machen, was mir sehr gefallen hat. Ein großes Dankeschön geht auch an Zarina und Nati. Sie haben mir geholfen, die Liebe bei Copernicus zu spüren. Wenn ich irgendwelche Fragen hatte, hatte ich immer jemanden, der mir zuhört und mir hilft.
Ich bin nochmals sehr dankbar dafür, dass ich in dieser Zeit viele Freundschaften geschlossen und
interessante Menschen kennengelernt habe. Zuletzt möchte ich meinen Dank an meinen Förderer, die „ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius“, richten.
Praktikum
Bei meiner langen Suche nach einem passenden Praktikum stieß ich natürlich auf einige Herausforderungen. Die Suche führte mich zur Organisation „Schattenspringer“, wo ich mein zweimonatiges Praktikum absolvierte. Während dieser Zeit habe ich nicht nur praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern gesammelt, sondern auch neue Menschen kennengelernt und neue Kenntnisse und
Welten entdeckt. Im Rahmen dieses Programms habe ich erlebnispädagogische Spiele, Kletteraktionen, Floßbau und Geotouren durchgeführt und dabei auch selbst das Klettern gelernt. Wir waren fast 20 Praktikanten, hauptsächlich deutsche Studenten, die mir immer gerne geholfen haben. Der Kontakt ist jedoch geblieben. Besonders die Mädels aus Hamburg, Marlena und Amelie, waren gute Freunde, von denen ich viel gelernt habe und wofür ich dankbar bin. Es war eine aufregende, aber auch anstrengende Zeit in meinem Leben. Alles, was ich während dieses Praktikums gemacht habe, war neu für mich, aber ich habe mich überwunden und meine Komfortzone verlassen. Es hat mir gezeigt, dass ein Mensch ein unerschöpfliches Potenzial besitzt und dass man oft nicht ahnt, wie tief und weitreichend die eigenen Fähigkeiten sind, solange man sie nicht getestet hat und über die vermuteten Grenzen hinausgegangen ist.
Gasteltern
Der besondere Teil meines Aufenthalts bei Copernicus war zweifellos das Leben bei den Gasteltern. Ohne Zweifel hatte ich die besten Gasteltern der Welt, weil sie so gute Menschen waren, dass sie mich als ein echtes Mitglied ihrer Familie behandelten. Ich hatte das Glück, bei der Familie Iversen zu wohnen. Sie waren nicht nur meine Gasteltern, sondern auch meine Freunde, Ratgeber, Motivatoren, meine Deutsch- und Kochlehrer. Wir sind miteinander sehr gut zurechtgekommen. Sie haben mir bei allem geholfen, sei es bei Behördengängen oder bei Dingen, die ich nicht verstanden habe. Natürlich habe ich dann einige Freunde von ihnen auch mal kennengelernt. Es hat mich dann überrascht, wie neugierig sie auf mein Land reagierten und vieles darüber wissen wollten. Ich selbst war dank meines Aufenthaltes bei einer deutschen Familie auch in der Lage, mehr von Deutschland, deutsche Menschen, typischen Traditionen, Charaktereigenschaften, Feiertagen, kurz gesagt alles was Deutschland betrifft, hautnah zu erleben und mitzumachen. Wir haben unsere Zeit immer sinnvoll und spannend zusammen verbracht, sodass ich mich kaum daran erinnern kann, mich allein oder gelangweilt gefühlt zu haben. Sie haben dazu beigetragen, dass ich sowohl Hamburg als auch ganz Deutschland von allen Seiten kennenlernen konnte, indem wir viele Orte, Museen und Sehenswürdigkeiten besucht haben und interessante Gespräche über die Geschichte Deutschlands geführt haben.
Ich war immer beeindruckt davon, wie viele Aktivitäten sie an einem Tag unternehmen konnten. Mit Sabine habe ich gerne Fahrradtouren unternommen. Außerdem war ihr süßer, netter und freundlicher Enkelsohn Felix oft bei uns. Mit ihm habe ich gerne gespielt. Christian war der beste Koch, weshalb zusammen zu kochen das Highlight unseres Zusammenlebens war. Da Kochen auch eines meiner Hobbys ist, habe ich mit meinem Gastvater mit großer Freude gekocht und von ihm viele leckere Rezepte gelernt. Sogar hatten sie für meinen Geburtstag eine selbstgebackene und gebastelte, kreative Torte vorbereitet. Es gab bei ihnen eine Tradition mit der Geburtstagstorte, was nach meiner Meinung jedem Geburtstagskind große Freude bringt. An meinem Geburtstag habe ich dann auch diese Torte als Geburtstagsgeschenk bekommen, worüber ich mich sehr freue. Anschließend kam der Tag auch, an dem wir uns voneinander verabschieden mussten, was aber uns allen nicht leicht fiel… Mit der Hoffnung, dass wir uns noch wiedersehen, entweder in Deutschland oder in Usbekistan, wer weiß, sage ich meinen lieben Gasteltern bis zum Wiedersehen.
Studium
Ein Studium an einer deutschen Universität war schon immer einer meiner Träume. Dieses Jahr ging dieser Traum in Erfüllung. Was mir an der Universität Hamburg besonders gefiel, war die freie Auswahl der Veranstaltungen, Vorlesungen und Seminare. Man konnte nach Interesse seine Fächer wählen, was an meiner Universität kaum möglich war. In den großen und gemütlichen Bibliotheken gab es viele Möglichkeiten zum Lernen, weshalb mich diese Bibliotheken immer angezogen haben.
Die Professoren und Lehrer an der Universität waren sehr nett und freundlich. Besonders während der Prüfungsphase konnte man das merken, indem sie alle Fragen beantworteten und alles sorgfältig erklärten. Da Hamburg die zweitgrößte Stadt Deutschlands ist, verwundert es nicht, dass es an der Universität Hamburg viele internationale Studierende gibt. Das gab mir die Möglichkeit, internationale Freundschaften zu schließen. Beispielsweise habe ich mich mit einem Mädchen aus Griechenland angefreundet, das ebenfalls ein Austauschsemester macht. Wir haben zusammen Vorlesungen besucht und gemeinsam für die Uni gelernt. Bis heute habe ich guten Kontakt zu ihr. Es war ein wirklich bereichernder Austausch.
Hamburg
Hamburg hat sich in meinem Gedächtnis als eine Stadt voller schöner Erinnerungen, Ereignisse und mit barmherzigen Menschen geprägt. Ich hatte das Glück, die Zeit von April bis September in Hamburg zu verbringen. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie wunderschön die grüne Natur, der Hafen und die Alster in Hamburg sind. Es war eine außergewöhnliche Kombination von Natur und Wasser, was jeden leicht in sich verlieben lassen kann. Da mein Heimatland Usbekistan ein Binnenland ist, habe ich oft davon geträumt, in einer Stadt mit viel Wasser zu leben. Hamburg war genau der Ort meiner Träume, wofür ich sehr dankbar bin. Ich hatte viele Gelegenheiten, Aktivitäten am Wasser zu unternehmen. Schon in den ersten Monaten habe ich zusammen mit Copernicus eine wundervolle Alsterrundfahrt gemacht. Es war das erste Mal, dass ich ein Boot gefahren bin und ich konnte den malerischen Anblick der Alster genießen. Zu meinem Geburtstag habe ich von meinen Gasteltern Tickets für den Circus Roncalli bekommen, der dieses Jahr vom 11. Mai bis 25. Juni in Hamburg zu Gast war. Der Besuch des Zirkus war eine interessante und erholsame Aktivität. Wie man sieht, gibt es viele Freizeitangebote in dieser wunderbaren Stadt.