Vor anderthalb Jahren, als ich mich um das Stipendium beworben habe, habe ich geträumt, dass mein Abschlussbericht auf der Internetseite von Copernicus veröffentlicht wird. Ich glaube, dass Träume, die ich visualisiere, immer in Erfüllung gehen. Und es funktioniert! Aber mein Weg zum Auslandssemester war leider nicht leicht. Aber er zeigt, dass alles möglich ist und diese Erfahrung sich trotz aller Einschränkungen in der Corona-Zeit lohnt. 

Was ist Copernicus für mich? 

 

Zum ersten – Menschen. Man kann sich immer wieder fragen, wie es möglich ist, dass Copernicus so viele nette, hilfsbereite und einzigartige VorstandsmitgliederInnen, Aktive und StipendiatInnen vereint. Wahrscheinlich haben wir einfach Glück. Aber meiner Meinung nach haben sich unsere VorstandsmitgliederInnen die richtigen Ziele gesetzt – und zwar unsere Welt zu verbessern und Menschen Chancen zu geben. Heutzutage bedeuten Wörter nicht viel und man kann nicht glauben, dass wir wirklich ein großes Interesse an diesen Zielen haben. Aber alle Länderabende und Workshops, die regelmäßig stattfinden, dienen diesen Zielen. Wir haben besprochen, wie man zur wirtschaftlichen Entwicklung in Belarus beitragen kann, welche Probleme  im Gesundheitssystem in Russland existieren und wie sie gelöst werden können, ob man etwas im Bereich von Stiftungen entwickeln muss und wie jeder von uns die Diskriminierung und Hate-Speech im Netz bekämpfen kann. Es ist unglaublich, wie viele Mühe Copernicus in diese Tätigkeit steckt. 

Und ich habe insbesondere geschätzt, dass ich mich nie einsam gefühlt habe. Ich wusste immer, an wen ich mich wenden kann, als einige Probleme entstanden. Gasteltern von Aleksandra, mit der ich mich innerhalb von 6 Monaten sehr angefreundet habe, haben mich jeden Tag angerufen, als ich in der Quarantäne war, und haben mir per Zoom zum Geburtstag gratuliert (meinen 22. Geburtstag habe ich auch in Quarantäne gefeiert 😊). Ich werde nie diese Unterstützung und Aufmerksamkeit vergessen. Alle Gastfamilien, die ich hatte (ich habe sogar bei drei Gastfamilien gewohnt!), waren sehr nett zu mir. Ich hatte die Möglichkeit, drei Haushalte kennenzulernen und aus drei Blickwinkeln zu erfahren, wie man seine Karriere in Deutschland macht, wie das Leben in der Familie organisiert werden kann. Um mein Leben erfolgreich zu führen und zu verstehen, was ich will, war es sehr wichtig, mich mit verschiedenen Wegen bekannt zu machen. Es hat mir geholfen, einige Entscheidungen zu treffen, die mich vor dem Studium in Deutschland gequält haben. Rüdiger, Norbert, Matthias und Christiane, ich werde mich immer bei euch bedanken. Ich erinnere mich an unsere Gespräche, während deren wir uns unsere Meinungen zu verschieden Themen ausgetauscht haben. Ich bin sehr dankbar, dass ihr immer an mich geglaubt habt und mich unterstützt habt.

 

Zum zweiten – neue Chancen. Ohne Zweifel kann man innerhalb von 6 Monaten nicht so viele Kenntnisse erwerben. Aber es ist möglich, eine Richtung auszuwählen, in Rahmen deren man sich in seinem Beruf entwickeln möchte. Vor dem Studium an der Universität Hamburg habe ich gedacht, dass ich mein Masterstudium im Steuerrecht machen möchte. Aber schon nach zwei Monaten in Hamburg habe ich meine Meinung verändert und mich für einen allgemeinen Bereich, und zwar das „Zivilrecht“ entschieden. Jetzt bin ich in dieser Entscheidung sicher und weiß genau, was ich machen muss, um gute Spezialistin zu werden. Vorlesungen, die inhaltlich sehr gut gestaltet waren, sowie mein Praktikum im Institut für Ostrecht haben mir gezeigt, dass deutsches Recht auf einem hohen Niveau ist. Deutsches Rechts ist ein Vorbild für mich und ich freue mich, dass ich schon am Anfang von meinem Berufsweg erfahren habe, wonach ich streben muss. 

 

Zum dritten – Motivation und Möglichkeit, sich selbst kennenzulernen. In Europa gibt es die Kultur, jede Persönlichkeit zu akzeptieren und zu respektieren. Unter diesen Umständen denkt man nicht, was richtig oder falsch ist, man fragt sich nach seinen Wünschen, Werten und Interessen. Das sind die schwierigsten Fragen. Und es ist schön, dass ich immer wusste, mit wem ich über diese Fragen diskutieren kann – Copernicus hat mir sehr motivierte und weise FreundInnen geschenkt (Aleksandra und Arina, ich liebe Euch!). Darüber hinaus habe ich über Geschichten von anderen StipendiatInnen erfahren, die ein sehr spannendes Leben führen – ich bin mir sicher, dass die Welt mehrmals von unseren StipendiatInnen hören wird, die schon jetzt in Parlamenten, internationalen Firmen und Universitäten arbeiten. Und wir warten auf mindestens einen Nobelpreisträger!

 

Ich habe hier nicht alle erwähnt, die ich in Deutschland dank Copernicus getroffen habe. Aber ich bin Allen sehr dankbar, weil sie eine große Rolle in meinem Leben gespielt haben. Ich liebe Euch!

 

Eure Alina.

 

P.S. Ich muss auch eine Frage beantworten, die mir immer wieder gestellt wird. 

 

– „Glaubst du, dass es eine richtige Entscheidung war, nach Deutschland in der Pandemie zu fahren?

 Tausend mal ja. Ich habe nie daran gezweifelt.