Um ein Auslandssemester machen zu können, muss man sich etwa ein Dreivierteljahr vor der Abreise um die Bewerbung kümmern. Insbesondere ist es sehr wichtig, sich vorher über die angebotenen Kurse im Ausland zu informieren, damit man im Bewerbungsschreiben gut argumentieren kann, warum es sinnvoll ist, ins Ausland zu gehen.
Ich hatte von meiner Professorin über das Copernicus-Stipendium erfahren und 2 Jahre lang habe ich die Bewerbung verschoben. Am Ende habe ich mich doch dafür entschieden und meine Bewerbung geschickt. Knapp in einem Monat habe ich eine Zusage bekommen. So wusste ich bereits im Frühling, dass ich nach Hamburg fahre und das kommende Wintersemester an der Universität Hamburg verbringe.
6 Monate in Hamburg…. 6 Monate im Ausland! – Manchmal schien es mir wenig, manchmal zu viel. Ein fremder Ort, fremde Stadt, fremde Universität, fremde Leute…
Am 6. Oktober saß ich schon im Flugzeug und flog nach Deutschland. Während des nicht zu kurzen Fluges hatte ich ein wenig Zeit, mich auf den neuen „Lebensmodus“ einzustellen. Es war mir bewusst, dass die nächsten Tage voll neuer Erlebnisse und Eindrücke seien. Ich kannte Deutschland schon aus zwei kürzeren Reisen. Dennoch wurde mir dort klar, dass dieses Auslandssemester ein völlig neues, anderes Abenteuer wäre:
Der Vorstand von Copernicus hat mich vom Flughafen abgeholt. Eine Stunde später waren wir schon in Reinbek, der Ort, welcher für das nächste halbe Jahr mein Zuhause geworden ist.
Der Beginn meines Studienaufenthaltes in Hamburg verlief recht langsam. Das Semester hat am 15. Oktober begonnen, das heißt, ich hatte nur ein bisschen Zeit Hamburg kennenzulernen. Eigentlich paar Tage Vorlaufzeit hat mir sehr geholfen.
Am Anfang hatte ich nur eine Angst – MICH NICHT ZU VERLAUFEN! Aber in einer Woche habe ich diese Angst überwunden.
Wenn man ein Semester in Hamburg anstrebt, dann muss man sich daran gewöhnen, dass dort alles ein wenig anders aussieht als in Georgien. Universität Hamburg und selbst die Fakultät der Rechtswissenschaft ist sehr gut für die Auslandsstudenten organisiert. Die Atmosphäre ist sehr nett, sowohl mit den internationalen Studenten, die alle miteinander sehr rücksichtsvoll und geduldig sind, als auch mit den Dozenten, die ein sehr persönliches Verhältnis zu den Studenten pflegen. Nachdem ich auch von der Koordinatorin für Austauschstudenten sehr freundlich begrüßt wurde, fühlte ich mich schon wohl.
Es wurden auch verschiedene Veranstaltungen für die Austauschstudenten organisiert, wo ich die Studenten aus der ganzen Welt kennengelernt habe. Es hat mich sehr positiv überrascht, dass alle Austauschstudenten auf Deutsch und nicht auf Englisch gesprochen haben. Damit konnte man die Deutschkenntnisse verbessern.
Um möglichst wenig zu verpassen, startete ich schon an dem zweiten Tag meiner Anreise, alle Formalitäten zu erledigen und die Vorlesungen auszuwählen. Die Fächerauswahl hat bei mir ein bisschen länger gedauert. Aber endlich habe ich mich für die Vorlesungen entschieden. Davon die interessanteste und neueste war für mich das Marken- und Kennzeichenrecht, weil ich es in Georgien gar nicht gemacht hatte. Wir haben u.a. über solche berühmte Marken wie „Coca Cola“ oder „Nestle“ diskutiert, nämlich wie man die geschützten Rechte an diesen Marken verteidigen kann. Manchmal hat der Professor zur „besseren Darstellung der Marken“ die Schokoladen und andere Süßigkeiten mitgebracht und uns beschert:))
Was für mich immer ganz unklar war – ist das Praktikum. Im Rahmen des Copernicus-Programms müßen die Stipendiaten ein Praktikum für mindestens 6 Wochen lang abschließen . Es war ein großes Rätsel, wie ich es überhaupt finden konnte. Ich habe mir sehr viel Mühe gegeben und in verschiedenen Anwaltskanzleien sowie Gerichten Bewerbungen geschickt. Ich habe viele Absagen bekommen und hatte fast keine Hoffnung mehr, eine Praktikumsstelle zu finden. Glücklicherweise habe ich aber endlich eine Zusage vom Amtsgericht erhalten. Ich war sehr froh darauf. Das Praktikum war sehr interessant: Ich hatte persönlichen Kontakt mit dem Richter und hatte eine Gelegenheit, an den Gerichtssitzungen teilzunehmen und die Streitparteien zu treffen.
Neben dem Studium habe ich auch das Kulturleben von Hamburg erlebt. Wir, Stips von Copernicus, haben John Neumeiers Ballet, Musical besucht und sind vielmals ins Kino und in verschiedene Museen gegangen.
Für mich besonders spannend war die Reise nach Berlin. Diesen Ausflug haben deutsche Studenten extra für ausländische Studenten geplant. Wir haben ein Wochenende in Berlin verbracht. Dort haben wir die deutsche Kultur in verschiedenen Aspekten kennengelernt: Morgens haben wir die Stadtrundfahrt gemacht, Bundestag besucht und abends haben wir das Berliner Nachtleben erlebt.
Außerhalb des Studiums habe ich an verschiedenen Veranstaltungen teilgenommen: Mit anderen Copernicus-Stipendiaten zusammen haben wir einen Länderabend organisiert. Daran haben auch Stipendiaten aus Usbekistan und Tadschikistan teilgenommen. Wir mußten die Themen auswählen und anschließend die Vorträge halten. Die Vorbereitung hat viel Stress gebracht, aber dazu Spaß gemacht. Ich habe einen Vortrag über „Leihmutterschaft in Georgien“ gehalten. Was mich besonders gefreut hat? Dass das Publikum dieses Thema höchst interessant fand. Es wurde lebendig diskutiert und viele Fragen gestellt. Nach dem Vortrag wurde auch ein kleines Buffet mit georgischen, usbekischen und tadschikischen Leckereien angeboten. Auf jeden Fall war es sehr angenehm, sich zu vergewissern, dass sich so viele Leute für die Vorträge interessieren, wenn es auch um Jura geht und auch so gerne georgische Spezialitäten essen 🙂
Es war nicht so leicht, sich schnell der neuen Lebenssituation anzupassen und keinen Stress zu bekommen. Dieses Auslandssemester hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, unabhängig zu sein und sich an Neues schnell zu gewöhnen. Das ist genau wie im ersten Studiensemester – wenn alles so fremd und chaotisch ist, muß man sich beruhigen, keinen Stress bekommen und immer optimistisch bleiben! Ich bin sehr sehr froh, mich für das Auslandssemester in Hamburg entschieden zu haben und ausgewählt worden zu sein.
Ich bin dem Copernicus-Verein sehr dankbar, daß der mir solche Möglichkeit gegeben hat.